Brasilien: Die Regierung muss die indigene Bevölkerung vor illegaler Landnahme schützen und die weitere Abholzung der Amazonasgebiete verhindern

amnesty logoIllegale Landnahme und Abholzung in indigenen Gebieten im brasilianischen Amazonasgebiet nehmen zu. Aktuelle Kürzungen bei der staatlichen Überwachung verschärfen den Konflikt zwischen der indigenen Bevölkerung und bewaffneten Personen, die unbefugt in die indigenen Gebiete eindringen.

BERLIN, 07.05.2019 – In Brasiliens Amazonasregion drohen gewalttätige Zusammenstöße, sollte die Regierung das Land indigener Völker nicht vor der zunehmenden illegalen Landnahme und Abholzung durch bewaffnete Personen, die unbefugt in die indigenen Gebiete eindringen, schützen, warnte Amnesty International heute. Amnesty International untersuchte kürzlich drei indigene Gebiete im Norden Brasiliens, in denen unbefugte Personen in die Gebiete eindrangen, das Land beschlagnahmten und damit begannen, die Bäume abzuholzen. Indigene Sprecherinnen und Sprecher berichteten von Morddrohungen, die sie wegen der Verteidigung ihres Landes erhalten haben. Außerdem befürchten sie, dass es in der Trockenzeit (Mai/Juni bis Oktober/November) zu neuen Vorfällen kommen könnte, da die Rodung und Brandrodung dann durch den leichteren Zugang zum Wald vereinfacht würde.

„Wir befürchten, dass es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen indigenen Gemeinschaften und den Personen, die unbefugt in ihr Land eindringen, kommen wird. Die Regierung muss indigene Gemeinschaften schützen, die ihr Land verteidigen“, sagt Dr. Julia Duchrow, Leiterin der Abteilung Politik und Activism bei Amnesty International in Deutschland. „Die indigene Bevölkerung in den Amazonasgebieten kämpft an vorderster Front für den Schutz der wertvollsten Wälder der Welt. Um eine weitere Abholzung der Amazonasgebiete zu verhindern, ist der Schutz ihrer Menschenrechte essenziell. Wir fordern die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Situation in Brasilien sorgfältig im Auge zu behalten. Die Bundesregierung sollte den Druck auf die brasilianische Regierung erhöhen, so dass sich der Schutz der indigenen Bevölkerung im Amazonas wieder verbessert.“

Im April 2019 befragte Amnesty International 23 Indigene aus drei Gebieten im Norden Brasiliens – Karipuna und Uru-Eu-Wau-Wau im Bundesstaat Rondônia sowie Arara im Bundesstaat Pará. Außerdem sprach Amnesty International mit verschiedenen Personen, die über Eingriffe in indigenen Gebieten gut informiert sind, darunter Regierungsvertreter, Staatsanwälte und Angehörige von Nichtregierungsorganisationen. Angehörigen von Nichtregierungsorganisationen und Behörden zufolge handelt es sich bei den unbefugt eindringenden Personen häufig um einheimische Personen, die von örtlichen Landwirten und Politikern ermutigt und unterstützt werden, Grundstücke zu besetzen und das Holz zu verkaufen.

Die Indigenensprecher von allen drei Orten prangerten wiederholt die jüngsten illegalen Landnahmen und Abholzungen bei Regierungsbehörden an. Darauf haben die Regierungsbehörden bislang kaum reagiert, die illegalen Landnahmen und Abholzungen wurden fortgesetzt.

Kürzungen bei der staatlichen Überwachung verschärfen das Konfliktrisiko

Die indigene Bevölkerung zeigte sich enttäuscht, dass nur wenige Personen, die unbefugt in die indigenen Gebiete eingedrungen waren, zur Rechenschaft gezogen werden. Fachleute betonten, wie wichtig es sei, gegen jene Personen zu ermitteln, die die illegalen Landnahmen und Abholzungen unterstützen und finanzieren. Nach Amnesty-Recherchen wurden die Überwachungsmaßnahmen in den vergangenen Monaten wegen Budgetbeschränkungen reduziert.

„Die Reaktion der Regierung auf diese illegalen Landnahmen und Abholzungen ist nach wie vor unzureichend. Besorgniserregend ist dabei, dass die Rolle der Behörde zum Schutz von Indigenen (FUNAI) in den letzten Monaten durch die Regierung von Bolsonaro strukturell geschwächt wurde. Sogar die brasilianische Generalstaatsanwaltschaft hat in mindestens vier Briefen an das zuständige Ministerium seit Januar diesen Jahres deutlich gemacht, dass sich die Sicherheitslage in den Gebieten der Karipuna und der Uru-Eu-Wau-Wau deutlich verschlechtert hat und forderte kurzfristigen Schutz durch nationale Sicherheitsbehörden und ein langfristiges Schutzkonzept für die Gebiete von der eigenen Regierung“, erklärte Dr. Julia Duchrow.

Abholzung in indigenen Gebieten nimmt zu

Illegale Landnahmen und Abholzungen sind in der Regenzeit (Oktober/November bis Mai/Juni) meist seltener als in der Trockenzeit (Mai/Juni bis Oktober/November). Die Nichtregierungsorganisation Imazon hat den Verlust von 110 Quadratkilometern Wald in indigenen Gebieten des Amazonas in den ersten drei Monaten dieses Jahres gemeldet. Dies bedeutet eine Zunahme von 82 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018. Studien zeigen, dass die Demarkation indigener Gebiete Schutz vor Entwaldung bieten kann. Der Erhalt der Primärwälder ist ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Klimawandel, denn wenn Wälder gerodet oder brandgerodet werden, wird gespeicherter Kohlenstoff hauptsächlich als Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Event-Tipp

20.06.2024 Suchtpotenzial mit "Bällebad


suchtpotenzial1

10 Jahre Suchtpotenzial, das sind 10 Jahre "Titten, Tasten, Temperamente"!

Auf Tour mit der Deutschen Bahn, digitale Shitstorms und dazu noch Spliss, diese beiden Frauen haben wirklich einiges durchgemacht. 

Dennoch rocken die Musik-Comedy-Queens...


weiterlesen...

Lew Kopelew Preis für Frieden und


lew kopelew preisverlehung 2023 24 foto horst galuschkaFeierliche Preisverleihung an Vertreterinnen und Vertreter der Ukraine am 9. Juni 2024 in der Kreissparkasse Köln

Köln, den 9. Juni 2024 Das Lew Kopelew Forum verleiht in diesem Jahr den nach ihm benannten „Preis für Frieden und Menschenrechte 202...


weiterlesen...

07.06. – 16.06.2024 Ausstellung


1715150750Ein Projekt inspiriert durch die vom 07. Juni bis 16. Juni 2024 in Ladenburg stattfindenden Baden-Württembergischen Literaturtage. 

Ist es möglich, große Gefühle in reduzierter Form Bild werden zu lassen, sie sozusagen zu komprimieren, ohne dass s...


weiterlesen...

Nutzungsrekord beim Wahl-O-Mat zur


wahl o matÜber 10 Millionen Nutzungen zur Europawahl 2024 // Interaktives Online-Angebot der Bundeszentrale für politischen Bildung informiert über die Positionen der Parteien bei der Wahl des EU-Parlaments // Jetzt noch spielen unter www.wahl-o-mat.de

Kurz...


weiterlesen...

23.6. - 21.7.2024 Planet &


horbachFotografien zu Umwelt und Klima von Schüler*innen und professionellen Fotografen

Die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant – täglich gibt es neue alarmierende Nachrichten über die fortschreitende Klimakrise, die zunehmende Umweltverschmutz...


weiterlesen...

LSBTI-Förderprogramm 2024


stadt Koeln LogoStadt fördert Projekte zum Abbau von queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung

Ab sofort können bis zum 8. September 2024 Anträge für die Förderung von Projekten im LSBTI- Förderprogramm der Stadt Köln eingereicht werden, die zum Abbau von Diskr...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.