Hand in Hand mit dem Roboter arbeiten - TH Köln erprobt Demonstrator für Mensch-Maschine-Kollaboration

Bild Cologne Cobots LabRoboter können bei repetitiven Arbeiten, zum Beispiel bei der Montage kleiner Sensorgehäuse, den Arbeiter*innen assistieren. Wie die Interaktion mithilfe moderner Technologien wie Gestenerkennung, Sprachsteuerung und Visualisierungen in einer Augmented Reality-Brille sicherer und intuitiver gestaltet werden kann, hat ein Team der TH Köln in zwei Forschungsprojekten untersucht.

„Autonom agierende Maschinen sind in vielen Branchen wie der Automobil- und Zuliefererindustrie oder der Produktion im Einsatz. Dass Menschen mit einem Roboter sozusagen Hand in Hand arbeiten, ist dagegen noch eher selten. Es fehlt noch an Akzeptanz und die Zusammenarbeit wird oftmals noch als undurchsichtig und kompliziert empfunden“, erklärt Prof. Dr. Anja Richert vom Cologne Cobots Lab der TH Köln.

Im Projekt „MeRobot“ wurde am Beispiel des Zusammenbaus eines Sensorgehäuses untersucht, wie Sicherheit und Arbeitszufriedenheit bei der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine gewährleistet werden können. Die Forscher*innen bauten hierfür eine sogenannte kollaborative Montagezelle auf. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Artur Fuchs erläutert: „In unserem Versuchsszenario saßen sich Mensch und Roboter an einem Tisch gegenüber. Letzterer steckte in einem beispielhaften Arbeitsschritt zwei Komponenten zusammen, dann hielt er das Bauteil der Testperson hin, die die Schrauben anziehen sollte.“   

Messdaten zeigen Belastung

Um das objektive Wohlbefinden der Proband*innen zu ermitteln, erfassten am Körper angebrachte Sensoren verschiedene Vitalwerte wie Puls, Lidschlussrate, Pupillendurchmesser sowie Hautleitfähigkeit und sendeten diese an eine zentrale Recheneinheit. Abweichungen von definierten Normwerten nach oben deuteten auf eine höhere Stressbelastung hin und waren für den Roboter das Signal, mehr Unterstützung zu leisten. Im Gegenzug wurden Arbeitsschritte ausgelassen, wenn die Testpersonen unterfordert schienen. 

Anschließend wurden die Messdaten ausgewertet und das subjektive Feedback der 13 Testpersonen eingeholt. „Wir haben erfahren, dass die Zusammenarbeit mit dem Roboter oft als zu kompliziert empfunden wurde. Einige Teilnehmer*innen konnten beispielsweise nicht einschätzen, ob der Roboter ihre Eingabe erkannt hat. Solche Missverständnisse erhöhen die Unsicherheit bei den Nutzer*innen“, sagt Oliver Chojnowski, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter am Cologne Cobots Lab.

Erweiterung um drei Funktionen

Ziel des Folgeprojekts „MyRobot“ war es daher, die Kommunikation für den Menschen intuitiver und die Interaktion transparenter zu gestalten, um so die Leistung der Montagezelle zu steigern. Dazu wurde der bereits erprobte Demonstrator mit Kameras ausgestattet und eine Künstliche Intelligenz mit den Daten der aufgezeichneten Gesten von fünf Testpersonen trainiert. Die Handbewegungen der Nutzer*innen sollten beim Roboter die gewünschten Reaktionen im Montageprozess auslösen. 

Um mehr Transparenz in die Interaktionen zu bringen, wurden zusätzlich Tests mit einer Augmented Reality-Brille durchgeführt. Die 20 Proband*innen konnten dadurch sehen, welchen Arbeitsschritt die Maschine gerade ausführt, wie lange dieser noch dauert oder ob der Roboter eine Eingabe erwartet, zum Beispiel über einen Sprachbefehl. In einem dritten Teilprojekt wurden die von MeRobot gesammelten Daten in einen Algorithmus eingespeist, um zukünftige Vitalwerte vorhersagen zu können. Dadurch sollen Belastungsschwankungen verhindert werden.

„Wir konnten nachweisen, dass die Vitaldaten im Zeithorizont von einer Sekunde mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,93 Prozent richtig vorhergesagt werden. Diese Erkenntnis ist auch für andere potenzielle Anwendungsbereiche wie die Pflege relevant. Unsere Untersuchung ergab zudem, dass die Proband*innen eine konkrete Visualisierung in der AR-Brille als hilfreich empfanden. Beispiel: Der Roboter übergibt ein Bauteil, dazu erscheint ein Kasten, der den Übergabeort anzeigt“, erklärt Richert und führt aus: „Ein weiteres Ergebnis ist, dass die Testpersonen die Interaktion per Gestensteuerung als angenehmer empfanden im Vergleich zum ersten Projekt ohne diese Möglichkeit, obwohl die produzierte Stückzahl geringer war. Das lag vor allem an der höheren Fehleranfälligkeit der Maschine. Dafür kann der Mensch das Arbeitstempo einfacher bestimmen und ist zufriedener.“

Über die Projekte

Die Projekte „MyRobot – Mensch-Roboter-Interaktion in der kollaborativen Montage“ und „MeRobot“ wurden von Prof. Dr. Anja Richert vom Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik der TH Köln geleitet. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen förderte beide Vorhaben über zwölf beziehungsweise 18 Monate mit 97.790 Euro sowie 189.417 Euro.

Quelle: www.th-koeln.de
Foto: In den beiden Forschungsprojekten „MyRobot“ und „MeRobot“ wurde am Beispiel des Zusammenbaus eines Sensorgehäuses untersucht, wie Sicherheit und Arbeitszufriedenheit bei der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine gewährleistet und verbessert werden können. (Bild: Cologne Cobots Lab) 

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Soziales und Leben

Glyphosat: Auflagen in Deutschland


Umweltinstitut LogoMünchen/Berlin, 11. Juni 2024. Am 14. Juni entscheidet der Bundesrat über die künftigen Auflagen für den Einsatz von Glyphosat in Deutschland. Obwohl ein Verbot des umstrittenen Unkrautvernichters ab 2024 bereits gesetzlich verankert war, drohen n...


weiterlesen...

AUF IN DIE WELT-Messe in Köln zeigt:


welt los jonAUF IN DIE WELT-Messe in Köln am 15.06.2024: Viel Interesse an Schüleraustausch und Gap Year – nächste Messe in Köln am 07.09.2024

Der Andrang der jungen Leute und ihrer Familien auf der Messe in Köln zeigt: Junge Leute wollen ins Ausland. Das bet...


weiterlesen...

23.6. - 21.7.2024 Planet &


horbachFotografien zu Umwelt und Klima von Schüler*innen und professionellen Fotografen

Die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant – täglich gibt es neue alarmierende Nachrichten über die fortschreitende Klimakrise, die zunehmende Umweltverschmutz...


weiterlesen...

Bund fördert Ausbau des "GrünZug Nippes"


stadt Koeln LogoStadt Köln erhält sechs Millionen Euro für ökologische und klimatische Aufwertung

Der geplante Ausbau des "GrünZug Nippes" wird mit sechs Millionen Euro vom Bund unterstützt. Die Mittel stammen aus dem Förderprogramm "Anpassung urbaner Räume an de...


weiterlesen...

gamescom latam: Internationale


the heart of gamingBranchengrößen wie Nintendo, Ubisoft, Niantic und Wargaming präsentieren sich mit News zu Neuheiten, Shows und mehr

Die Vorfreude auf die erste Ausgabe der gamescom latam, dem größten Games-Event Lateinamerikas für die Community und Fachbesuchend...


weiterlesen...

Energie aus Weinbau-Biomasse - TH Köln


Bild Thomas MockenhauptBei der Weinherstellung fallen Reststoffe wie Trester – der feste bis breiartige Rückstand nach dem Pressen der Trauben – und Rebholz nach dem Schneiden der Reben an. Diese bleiben bislang weitgehend ungenutzt. Wie die Biomasse verwertet werden kö...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.