Cassiopeia Bühne Köln: "Aymineh. Die Freiheit des Hirtenmädchens"
Ein Spiel mit 12 Stelen
von Claudia Hann und Udo Mierke frei nach einer anatolischen Hirtenerzählung von Elsa Sophia von Kamphoevener
Während die Fußball WM in (Bier-)Gärten und auf Balkonen über die Fernsehschirme flimmerte, begaben wir uns in die Welt der Cassiopeia-Bühne. Die erste Spielzeit im neuen Heim neigt sich dem Ende zu. So kamen wir in den Genuss einer „Privatvorstellung“ des Stücks „Aymineh. Die Freiheit des Hirtenmädchens“
„Osman, mein Diener, lerne erkennen wie reich Armut zu sein vermag!“
Die Cassiopeia-Bühne zog im September 2009 von der Kölner Südstadt in eine alte Halle in Holweide, in der Bergisch-Gladbacher-Str. 499-501 um. Zwischen Wohnhäusern und Gewerbe, versteckt sich das Kleinod der Theaterkunst und eröffnet durch den Eintritt, dem Besucher seinen Charme. Mit viel Engagement und Arbeit haben die Betreiber des Theaters eine einzigartige Spielstätte geschaffen. Hier werden nun die Puppentheaterstücke für Kinder und Erwachsene aufgeführt und es herrscht eine liebenswürdige freundliche Atmosphäre. Unter einem Puppentheater kann man sich viel vorstellen. Die Cassiopeia-Bühne hat in diesem Zusammenhang ihr eigenes Format geschaffen.
Nach einem netten Plausch und drei weiteren Gästen, erklang die Triangel zum Beginn der Vorstellung.
Die Geschichte in Kurzform
Ein Hund irrt durch die Landschaft. Er wird gehetzt bis ihn schließlich ein Steinwurf blendet.
Es ist die Hündin des Hirtenmädchens Aymineh, das frei und unverschleiert im Karstgebirge Anatoliens lebt.
Eines Tages trifft der Herdenführer Osman, dem in einem Traumbild geweissagt worden war, ein Knabe mit einem blinden Hund könne seinen von harten Schuppen umhäuteten Sohn erlösen, auf die nach Art der Hirtenjungen gekleidete Aymineh. Er vermutet in ihr den Knaben und bittet Aymineh, dem unglücklichen Geschöpf zu helfen. Aymineh folgt dem Herdenzug in die Niederung.
Doch schließlich treffen ihre Freiheit und die Paradigmen der Konvention aufeinander.
„Ich trage keinen Schleier, nicht einen und nicht vierzig!“, Aymineh.
Das Mädchen begegnet allen Wesen, so auch Tieren mit Liebe. Da sie keine Angst vor ihnen hat, haben diese auch keine Angst vor Aymineh. Sie ist wahrhaft frei. Dadurch erteilt das Mädchen sanft, den Großen und Mächtigen, wie den Kleinen, an Traditionen haftenden, eine Lehre.
Claudia Hann erzählt die Geschichte von Aymineh, indem sie immer wieder die Rollen wechselt und durch Wort, Bewegung und Ausdruck, die Phantasie des Schauenden explodieren lässt. Das anfänglich simpel wirkende Bühnenbild verwandelt sich im Laufe des Spiels in die orientalische Welt des Karst Gebirges und seiner Menschen. Claudia Hann und Udo Mierke erschaffen dies mit einfachsten Mitteln. Nie verliert sich die Handlung in überflüssigen Dialogen und verwirrenden Handlungen. Der Handlungsablauf wird klar und nachvollziebar dargestellt.
Dieses Theatererlebnis kann ich mit dem Lesen eines guten Buches verdeutlichen, welches mich mit meiner Phantasie in ferne Welten begeben lässt (es ist ein unangemessener Vergleich und soll lediglich die Funktionsweise veranschaulichen).
Es ist beeindruckend, wie die Schauspielerin Claudia Hann, als eine Person nur durch Puppengesichter, ein Seil und ein großes Tuch eine lebendige Landschaft, unterstrichen durch sanfte Flötenklänge und Lichteffekte, erschaffen kann.
Die Cassiopeia-Bühne führt dieses Theaterstück seit 2002 regelmäßig auf. Die Geschichte ist reich an Weisheit und durch die Musik, Licht und das Spiel von Schauspielerin Claudia Hann bezaubernd erzählt. Es werden Konventionen, ebenso, wie Gewalt, Liebe, Vorurteile und Materialismus thematisiert.
Das Theater ist ein Zugewinn für das rechtrheinische Köln. Öffnen Sie ihr Herz und erleben Sie - gern mit, aber auch ohne Kinder - die Geschichten, die das Cassiopeia-Theater erzählt.
Ab September 2010 startet die neue Spielzeit. Wir dürfen gespannt sein.
Termine der Aufführungen der Cassiopeia-Bühne finden Sie im Forum-Cologne Veranstaltungskalender oder direkt unter www.cassiopeia-buehne.de
Fotos: www.cassiopeia-buehne.de – "Aymineh führt ihren blinden Hund Vefa" & "…um helfen zu können, bedarf es keiner Schleier"
Cassiopeia-Bühne Köln, Bergisch-Gladbacher-Str. 499-501, 51067 Köln-Holweide (Anfahrt Li. 18, 3, 13 und Bus Li. 157)
Tel.: 0221-9 37 87 87
von Ilka Baum