Māori-Schädel kehrt zurück nach Neuseeland - Übergabezeremonie mit Schneckentrompete und spirituellem Gesang

zeremonieIn einer feierlichen Übergabezeremonie hat die Stadt Köln einen tätowierten Māori-Schädel – auch Toi moko genannt – aus der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums an das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa übergeben. Die Übergabe von menschlichen Überresten der Māori ist Teil eines weltweiten Rückgabeprogramms, das seit 2003 läuft.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker unterzeichnete am heutigen Dienstag, 26. Juni 2018, die Rückgabepapiere des sich seit 1908 im Besitz des Museums befindenden Māori-Kopfes. Sie bedankte sich im Namen der Stadt Köln, dass die Delegation die weite Anreise aus Neuseeland auf sich genommen habe, ihren Angehörigen nach Hause zurückzuführen.

Sie haben uns die Möglichkeit gegeben, das Unrecht, das unsere Vorfahren Ihren Vorfahren angetan haben, wieder gut zu machen. Ich persönlich kann die Verletzungen der Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber ich habe mich beim Rat der Stadt Köln nach meinen Kräften, wie die Mitarbeiter des Museums zuvor, dafür eingesetzt, Ihren tūpuna, Ihren Vorfahren, aus der anonymen Sammlung hervorzuholen und ihm seine Menschenwürde zurück zu geben.

Reker bat im Namen aller Anwesenden um Entschuldigung für die erlittenen Schmerzen und Unterdrückung, die die Kolonialpolitik im 19. Jahrhundert verursacht hat. Aus heutiger Sicht sei dies nicht mehr nachvollziehbar.

In einer globalisierten Welt können wir nur friedlich zusammen leben, wenn wir uns achten und gemeinsam für eine gute Zukunft unserer Kinder einstehen.

Mit diesen Worten wünschte die Oberbürgermeisterin eine gute Rückkehr.

Der Maori-Schädel kehrt nun nach über 100 Jahren in seine Heimat zurück. Der erste Museumsdirektor Willy Foy hatte ihn von einem englischen Händler in London gekauft, der ihn zwei Jahre zuvor selbst von einem Kaufmann erworben hatte. Wie dieser zu einem Toi moko kam, ist nicht bekannt. Mit der europäischen Expansion und den einhergehenden kolonialen Forschungspraktiken gelangten im 19. und 20. Jahrhundert nicht nur ethnographische Artefakte, Ton-, Foto- und Filmaufnahmen, sondern auch Haar-, Haut- und Gewebeproben, Mumien, Skelette und Schädel weltweit in Museen und universitäre Sammlungen. So gelangten auch die Māori-Schädel nach Europa. Traditionell präparierten Māori die Köpfe von geschätzten männlichen Verwandten, berühmten Chiefs oder von im Krieg getöteten Feinden. Nachdem der erste Toi moko im Jahr 1771 nach Europa gelangt war, erwachte dort die Sammelleidenschaft. Die Schädel avancierten in zunehmendem Maße zum am meisten geschätzten Tauschgut gegen europäische Waffen. In der Folge gingen einige Māori dazu über, auch Sklaven tätowieren zu lassen. Im frühen 19. Jh. entwickelte sich ein reger Handel mit Toi moko, die so Eingang in Museumssammlungen fanden. Die Nachfrage nahm in den Jahren 1811 bis 1820 derart zu, dass es zu unkontrollierten Auswüchsen kam. Sammler suchten sich Tätowierungen lebender Sklaven aus und vergaben "Auftragsarbeiten". Überfälle auf besonders tätowierte Personen häuften sich. Erst mit dem Verbot Ralph Darlings, seinerzeit Gouverneur von South Wales, der auch für Neuseeland zuständig war, erfolgte im Jahr 1831 das offizielle Ende des Handels. Gleichwohl konnte man später noch einzelne Köpfe erwerben.

Dekolonisierung und Globalisierung führten später zu einem wachsenden Informationsaustausch zwischen westlichen Institutionen und Vertretern der Herkunftsgesellschaften. Erste Rückgabeforderungen einzelner sterblicher Überreste sogenannter "Human Remains" wurden laut. Internationale Restitutionsdiskurse und ethisch-rechtliche Auseinandersetzungen zwischen den betroffenen Parteien begannen. Im Laufe des 21. Jahrhunderts sah die Fachwelt menschliche Überreste nicht mehr als Objekte an, sondern als verstorbene Individuen, die mit Würde zu behandeln waren. Deren Verwahrung in einem deutschen Museum oder gar deren Ausstellung sind daher heute ethisch umstritten.

Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Simone Winkelhog / https://www.stadt-koeln.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur

25.06.2024 Salongespräche - Für Otto


salongespräche 062024Erst ab 1980 wurde das wegweisende Schaffen von Otto Freundlich (1878–1944), der von den Nationalsozialisten verfemt und ermordet wurde, dank Ausstellungen, dem Erscheinen eines Werkverzeichnisses (1978) und seiner Schriften (1982) intensiver rezi...


weiterlesen...

Kunst mit Biss – Alanus Hochschule


csm Rundgang Bildende Kunst 2024 7662c188ddWas treibt junge Künstler:innen heute um? Wie verorten sie sich in der emotionalisierten Gender-Debatte? Wie gehen sie mit der rasanten Digitalisierung um, wie mit der Bedrohung durch Klimawandel, Krieg und Pandemie? Einblicke dazu gibt der Rundga...


weiterlesen...

„Die Seele geht zu Fuß“ -


Trauerwanderung des Hospizdiensts sinnan am 22. Juni 2024Der Malteser Hospizdienst sinnan lädt herzlich zur Wanderung in der Wahner Heide ein

Köln, 06. Juni 2024  Trauer gleicht einer Wanderung. Die Verarbeitung eines Verlusts ist geprägt von Höhen und Tiefen, unwegsamen Strecken, aber auch von Ruhephas...


weiterlesen...

14.- 15.06.2024 Ausstellung "Mit Kiemen


kiemen zaehneDie Kölner Haie sind auf dem Eis zuhause. Die Kölner Künstlerin Nina Marxen vom ATELIER „aufgemalt“ hat u.a. diese Unterwasserlebewesen mit Öl auf die Leinwand gebracht. Wir laden Sie daher herzlich zur Ausstellung in der Galerie Smend am 14./15. ...


weiterlesen...

Erstmalige Verleihung des Umwelttalers


2024 06 05   Verleihung Umwelttaler der KJA KölnKöln, 06.06.2024. Um das Thema Klima- und Umweltschutz bei den Kindern und Jugendlichen der 90 Standorte in Köln und dem Rhein-Erft-Kreis bewusst zu machen und präsent zu halten, hat die KJA Köln erstmalig am 05. Juni, dem internationalen Umweltta...


weiterlesen...

Der perfekte Snack zur EM: Die neue


Kölsche Wiess Wurst von Eckart mit Gaffel Wiess Foto Silke Steinraths Photography honorarfrei IVKöln, 11. Juni 2024 – Neu bei der Fleischerei Eckart: die Kölsche Wiess-Wurst. Sie liegt schon jetzt beim Frühschoppen im Joode Lade neben dem Wiess-Krug und wird auf der Biergartenkarte des neuen Wiessgarten im Maybach angeboten. Auch zur EM ist ...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.