Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft im Dialog - Handbuch zur Standortbestimmung und zu Entwicklungsperspektiven

Coverfeindaten BeltzJuventaVerlagWaldorfschulen zählen weltweit zu den bekanntesten und meist verbreiteten alternativen Schulformen. In Deutschland gibt es zurzeit rund 236 Waldorfschulen und über 500 Waldorfkindergärten. Insbesondere China gilt in den letzten Jahren als „Boom-Land“ der Waldorfpädagogik. Die Praxis ist in den letzten fünfzehn Jahren zu einem intensiv beforschten Gegenstand der empirischen Forschung geworden. Trotz der positiven Entwicklung der Waldorfschulen bleibt ihr theoretischer Hintergrund weiterhin umstritten. In der erziehungswissenschaftlichen Diskussion wird die Waldorfpädagogik immer wieder als weltanschauungsbelastet kritisiert. Mit Blick auf die fast hundertjährige Geschichte der Waldorfpädagogik ist nun ein umfangreiches Handbuch zur Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft erschienen, das diese Problematik aufgreift. Christian Boettger, Geschäftsführer der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen bemerkt dazu: „Mit diesem Handbuch wird in großer Breite ein Kulturwandel dokumentiert, der in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren stattgefunden hat. Die Autoren setzen sich mit der externen Kritik einzelner Bildungswissenschaftler auseinander und bearbeiten in vielen Bereichen die Anschlussfähigkeit der theoretischen Grundlagen der Waldorfpädagogik an die Themen der Erziehungswissensschaften.“

Die mehr als 1000 Seiten starke Publikation gliedert sich nach den Kerndisziplinen der Erziehungswissenschaft: Anthropologie, Lerntheorie, Professionstheorie, Entwicklungspsychologie, Didaktik und Erkenntnistheorie. Zentrale Themen und Diskursrichtungen der einzelnen Felder werden von den Autoren herausgearbeitet und dann mit Positionen der Waldorfpädagogik abgeglichen und diskutiert. Die Beiträge widmen sich unter anderem Rudolf Steiners Erkenntnistheorie, dem Menschenbild der Waldorfpädagogik, dem Waldorf-Lehrplan und den Lehrerkompetenzen. Der Beziehungsgeschichte zwischen Erziehungswissenschaft und Waldorfpädagogik wird ein eigenes Kapitel eingeräumt. Der Generalvorwurf einer ideologisch und dogmatisch bestimmten Pädagogik begleitet die Waldorfpädagogik seit ihrer Entstehung. Daher ist der Frage, in welcher Form und in welchem Maße die Anthroposophie die Waldorfpädagogik beeinflusst, ebenfalls ein eigenes Kapitel gewidmet. Einzelbeiträge beschäftigen sich mit der interkulturellen Pädagogik und Waldorfpädagogik, der religiösen Erziehung, dem Mediengebrauch an Waldorfschulen sowie der Schulautonomie und Selbstverwaltung.

Die Publikation setzt auf eine wissenschaftliche Bearbeitung der Waldorfpädagogik: Herausgeber Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, erklärt dazu: „Mein Anliegen ist es, mit dieser Publikation die Waldorfpädagogik durchgängig wissenschaftlich zu behandeln. Wenn es mit diesem Handbuch gelänge, dazu beizutragen, dass die Waldorfpädagogik als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen auch in ihren Theoriegrundlagen ernst genommen wird, dann wäre ein wichtiges Ziel erreicht worden.“

Schieren selbst ist in dem Handbuch mit Beiträgen zum Menschenbild der Waldorfpädagogik, dem Lernen in der Waldorfpädagogik und dem Spannungsfeld Anthroposophie und Waldorfpädagogik vertreten. Die Publikation ist aus einem Forschungskolloquium, das 2011 erstmalig von Jost Schieren und Walther Riethmüller von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen organisiert wurde, hervorgegangen. Zur Kerngruppe gehörten neben Christian Boettger auch Wenzel Götte und Peter Loebell von der Freien Hochschule Stuttgart sowie Albert Schmelzer und Wilfried Sommer von der Alanus Hochschule. Neben Beiträgen von ihnen gehören auch Marcelo da Veiga, Rektor der Alanus Hochschule, und mit Wolfgang Nieke und Christian Rittelmeyer auch zwei weitere Erziehungswissenschaftler zu den Autoren des Handbuchs. Weitere Autoren sind Volker Frielingsdorf und M. Michael Zech. Das Handbuch „Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft“ ist im Beltz Juventa Verlag erschienen.

Alle Interessierten, die über die verschiedenen Themenfelder diskutieren möchten, sind herzlich eingeladen zur Tagung „Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft“ an der Alanus Hochschule. Zahlreiche Autoren des Handbuchs sowie weitere Vertreter der Erziehungswissenschaft und der Waldorfpädagogik werden vom 20. bis 22. Oktober in Alfter bei Bonn in einen Diskurs zu dem Thema treten. Die Tagung wird von der Hochschule gemeinsam mit der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und dem Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik veranstaltet. Interessenten können sich unter http://www.waldorfpaedagogik-erziehungswissenschaft.de/ für die Tagung anmelden. Die Teilnahmegebühr beträgt 115,- Euro /ermäßigt 60,- Euro (inkl. Kaffeepausen, Mittag- und Abendessen) beziehungsweise 80,- Euro / ermäßigt 40,- Euro (exkl. Verpflegung).

Zum Autor:
Jost Schieren ist Leiter des Fachbereichs Bildungswissenschaft sowie des Instituts für Schulpädagogik und Lehrerbildung
an der Alanus Hochschule. Der Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik hat zahlreiche Bücher und Fachartikel zur Waldorfpädagogik publiziert. 2015 erschien von ihm ebenfalls im Beltz Juventa Verlag gemeinsam mit Horst Philipp Bauer die Fachpublikation „Menschenbild und Pädagogik“.

Die Alanus Hochschule bietet ein staatlich anerkanntes Teilzeitstudium für Waldorf-Klassenlehrer sowie für Fach- und Oberstufenlehrer an. Das Pädagogik-Studium an der Hochschule in freier Trägerschaft integriert sowohl Waldorf- und Reformpädagogik als auch klassische Erziehungswissenschaften.

Handbuch Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft
Standortbestimmung und Entwicklungsperspektiven
Verlag Beltz Juventa
ISBN 978-3-7799-3129-4
Erscheinungstermin: Oktober 2016

Quelle: www.alanus.edu

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