Balance-Akt zwischen Black Box und Liebe
» by Wiebke Nimmer
Vor kurzem erzählte mir ein ehemaliger Druckereibesitzer mit glänzenden Augen, wie früher noch im Bleisatz gedruckt wurde. (Für die junge Generation: als es noch keine Computer gab, wurde z.B. für eine Zeitung jeder einzelne Buchstabe aus Blei gegossen und gesetzt. Mehr dazu weiß u.a. Wikipedia.) Auch damals gab es schon Spezialisierungen wie z. B. Schriftsetzer und Fachjargons wie z.B. die Druckersprache. Auch war es keineswegs so, dass jeder alles konnte.
Doch trotzdem hatten alle am Drucken Beteiligten eines, was so selbstverständlich war wie das Atmen: einen Überblick über die gesamte Produktion und eine klare Vorstellung davon, was in jedem einzelnen Arbeitsschritt passiert und getan wird. Jeder Einzelne hatte sowohl den Blick für das Detail, für das er selbst verantwortlich war, als auch den Blick für das große Ganze, und das, was am Ende dabei heraus kam. Eben z.B. die gesamte gedruckte Zeitung. Dieser Blick fürs Ganze wirkt heute eher wie ein angestaubtes Stück aus dem Museums-Keller.
Das solide Bruchteilwissen
Für die junge Generation, die mit der Selbstverständlichkeit im Umgang mit Computern aufgewachsen ist, ist es auch selbstverständlich, immer nur einen winzig kleinen Ausschnitt dessen zu kennen, womit sie umgeht. Egal welche Neuheit wie aus Geisterhand auf dem Schirm erscheint: Die jungen Leute probieren einfach drauf los, finden nach und nach heraus, was sie vielleicht gar nicht wissen wollten und gehen wie selbstverständlich mit dem um, was sie sich beim drauf los Probieren aneignen: mit solidem Bruchteilwissen.
Gibt es irgendjemanden, der von einem Telefon oder Bildbearbeitungs-Programm heute noch jede Funktion kennt? Oder gar beherrscht? Gibt es vielleicht sogar irgendeinen Exoten, der in Gänze weiß und versteht, wie aus welchen Teilen ein Telefon hergestellt wird, was wie programmiert wurde und wie jedes einzelne kleine Detail funktioniert? Von der greifbaren Mechanik bis hin zu den virtuellen Zugriffen?
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