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mittenimwald_1200x900.jpg   

sushi-connection @ 30works

Friday, 08. January 2016

15:00-19:00 Uhr

Zum Jahresausklang gibt sich 30works betont asiatisch – und präsentiert mit sushi
connection eine neue Werkreihe der Hamburger Street Art-Ikone mittenimwald.
Schon seit Anbeginn seiner Karriere hat sich mittenimwald für die japanische Kultur
interessiert. Dabei faszinierten den Künstler nicht nur die Historie und die Kalligraphie,
sondern vor allem das dort vorherrschende Frauenbild. Seit Jahrhunderten definieren sich
Nippons Töchter über den kulturellen Ritus des Verkleidens und Schminkens und damit
des codierten Rollenspiels – angefangen bei den Geishas des 17. Jahrhunderts bis hin
zum neuzeitlichen Animé- und Manga-Stil. Dabei haben diese Inszenierungen, entgegen
westlicher Konnotationen, keinen sexuellen Hintergrund, sondern sind primär Ausdruck
kultureller Identität und Expressivität. Die Kunst lag und liegt hier stets in der
Verhüllung, nicht in der Entblößung. In der frei gewählten Subjekt-Behauptung, nicht in
der fremdbestimmten Objektivierung. In Disziplin und Stolz, nicht im Überfluss und
Exzess.

Die Kunst der Akribie
Dieser fernöstliche Frauentypus steht dem von Mode- und Werbekampagnen
geschaffenen Frauenbild des Westens diametral gegenüber – und inspirierte
mittenimwald, der als Art Director einst an der Schaffung genau dieses „je nackter, desto
sexier, und damit konsumankurbelnder“ Frauentypus mitbeteiligt war, zur Ikonisierung
der japanischen Frau.

Dabei bleibt mittenimwald der Street Art treu und inszeniert seine Heldinnen in
klassischer Stencil-Manier. Die ihm typische Detailbesessenheit und Akkuratesse bei der
Fertigung seiner Schablonen schwingt sich hier zu neuen Höhen auf: Jedes Haar, jede
Wimper seiner Geishas, jeder Faltenwurf ihrer prachtvollen Kimonos wird sichtbar, bis hin
zum aufwändigen Haarschmuck, dessen Blumenornamentik er fast exzessiv
herausarbeitet. „Die letztendliche Fertigung, also das Sprühen, macht tatsächlich den
kleinsten Part aus. Aber die Ideen- und Motivfindung, das Konzipieren der Schablonen,
die dafür nötige Kopfarbeit, und schließlich das Schneiden, das Ausstanzen,
Heraustrennen und Auslassen - das ist schon ein sehr langwieriger Reife- und
Arbeitsprozess, den man zeitlich kaum bemessen kann.“, sagt mittenimwald.

Seine Virtuosität spinnt sich auch in den Bildhintergründen fort, wo mittenimwald
japanische Schriftzeichen in grob-gepixelter Anmutung als futuristische Digital-
Kalligraphien in Szene setzt oder Elemente japanischer Landschaftsmalerei zitiert.
Mitunter finden sich auch Bezüge zu seiner berühmtem „Muertos“-Werkreihe – und so
sind seine Geishas schon mal mit den Symboliken des mexikanischen Totenkults wie
zugenähten Lippen und Blutmasken geschmückt.

Culture- und Mind-Clash
Seine neuzeitlichen Asia-Ladies versieht er mit westlichen Attributen des Punk und der
Pop-Kultur. Selbstbewusst, stolz, fast schon rotzig geben sich seine Frauen. Wofür auch
provokante Claims sorgen. So stellt er seiner langhaarigen, tiefdekolletierten „Aoi“ den
Spruch „If you think I’m a bitch, you should meet my mother“ zur Seite. Und „Mei“, eine
anmutige Figur im koketten, in Japan sehr verbreiteten Schulmädchen-Look fragt
gespielt naiv: „Can I play with your mind?“

Das erscheint auf den ersten Blick provokant, offenbart jedoch bei näherer Betrachtung
eine subversive Hintergründigkeit, an deren Ende die Frage steht: Wer betrachtet,
analysiert und bewertet hier wen? Oder auch: Wer manipuliert hier wen? Der Betrachter
das Bildmotiv und mithin die Frau? Oder ist es nicht doch umgekehrt...?

Mit dem Mechanismus der überhöhten motivischen Stilisierung bei gleichzeitiger
Infragestellung des Bildinhalts konterkariert mittenimwald unsere gängige Werbe- und
Werteästhetik. Und geriert sich damit einmal mehr als Meister der Suggestion. Wie bei
einem Sushi besteht seine Kunst aus einer gelungenen Komposition einzelner Elemente.
Wobei die Einzelzutaten nichts, ihre genau konzipierte, austarierte und strukturierte
finale Anordnung jedoch alles ausmacht. sushi connection steht damit nicht nur für seine
Bildsymbolik sondern auch für sein kompositorisches Selbstverständnis als Künstler.
mittenimwald lebt und arbeitet in Hamburg. Er gehört zum „Street Art-Adel“ der
Hansestadt, wofür auch seine Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem legendären,
2014 unter tragischen Umständen verstorbenen OZ verantwortlich zeichnet. Seine
Stencils, Paste-ups und Tags sind fester Bestandteil vieler deutscher Stadtbilder, allen
voran natürlich seiner Heimat Hamburg, sowie auch zahlreicher privater Sammlungen in
Europa, Asien und Mexiko. Seinem Erfolg in dem mittelamerikanischen Land zollte er
2014 mit seiner vielbeachteten Werkreihe „Mundo de los Muertos“ Tribut, in der er den
mexikanischen Totenkult thematisiert. sushi connection ist seine erste Einzelausstellung
bei 30works, wo mittenimwald von Anbeginn zum Stammportfolio zählt.

Sushi-connection @ 30works
Vernissage: Samstag 05.12.2015, 20 Uhr
Begrüßung durch die 1LIVE-Moderatorin Anja Backhaus.

Ausstellung: vom 05.12.2015 bis 09.01.2016
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr


  

30works Galerie

Antwerpener Str. 42
50672 KölnDeutschland
 

Über 30worksDie Kölner Galerie 30works ist spezialisiert auf Pop-Art, Streetart und zeitgenössische Kunst. Speziell, wenn es um das Thema Streetart geht, übernimmt 30works eine Vorreiterrolle in Deutschland: Als einer der ersten Galeristen hat Geschäftsführer Gérard Margaritis die Streetart nach Deutschland gebracht und sich mit 30works auf diese junge, frische „Pop-Art des 21. Jahrhunderts“ als zusätzlicher Fokus konzentriert.Die GalerieMitten im trendigen „Belgischen Viertel“ in der Kölner Innenstadt bietet die 30works Galerie auf 300 Quadratmetern viel Raum für innovative, junge Positionen der Kunst. Spezialisiert auf Pop Art, Neopop, Urban Art und Streetart, ist sie kein elitärer Tempel für Eingeweihte, sondern ein inspirierender Ort der Begegnung von Künstlern und Kunstinteressierten, von Sammlern und solchen, die es noch werden wollen. Und mit genau dieser entspannten, unangestrengten Atmosphäre hat sich 30works längst auch über die Grenzen der Domstadt hinaus einen Namen gemacht. Ihre sechs bis acht Einzelund Gruppenausstellungen pro Jahr sind Magnet für ein bunt gemischtes, experimentierfreudiges Publikum.

 

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