Filmkritik "Festung"

pic-200766-179048"Festung", der neueste Film der finnischen Regisseurin Kirsi Marja Liimatainen ist ein Familiendrama, das eine unbequeme Wahrheit behandelt, die immer noch gerne totgeschwiegen wird.

Unverblümt realistisch versetzt uns die Regisseurin in die Lage der 13-jährigen Johanna (Elisa Essig), die zusammen mit ihren zwei Schwestern in einer Familie mit häuslicher Gewalt aufgewachsen ist. Im Alltag des jungen Mädchens wird schnell deutlich, dass sie ein verstörendes Geheimnis mit sich trägt, das sie mit Wut erfüllt. Auch im Umgang mit dem Jungen Christian (Ansgar Göbel), den sie anfangs kennen und lieben lernt, erkennt man ihre Verletzlichkeit, die sich in ihrem bestimmenden Verhalten zeigt. Nie gesteht sie ihre Zuneigung zu ihm.

Der Grund für ihr Verhalten wird aber erst später klar, als ihr Vater Robert (Peter Lohmeyer) zurückkommt, nachdem er länger weg war und angeblich sogar eine Therapie gemacht hat. Robert erscheint ruhig, bis er anfängt die Kontrolle zu verlieren und seine Frau Erika (Ursina Lardi) regelmäßig zu schlagen, sobald ein kleiner Streit entsteht. Der labile Gemütszustand und sein niedriges Selbstbewusstsein werden angedeutet, doch da der Film Johannas Perspektive verfolgt, hört man die nervenaufreibenden Geschehnisse meist nur im Hintergrund, während Johanna versucht sie mit lauter Musik zu übertönen.

Johannas ältere Schwester Claudia (Karoline Herfurth) hat schon länger das Haus verlassen und kritisiert nun stark die Entscheidung ihrer Mutter Robert zurückzunehmen. Sie scheint ihn wirklich zu hassen. Trotzdem weiss sie sich und ihrer Familie nicht zu helfen, das einzige was sie unternimmt ist ihre Wut an Roberts Wagen auszulassen. Moni (Antonia T. Pankow), die kleinste der Familie, kann und will nicht glauben, dass ihr Vater ein schlechter Mensch ist und versucht sein Verhalten zu relativieren, in einer Szene sagt sie sogar: „Wir müssen einfach lieber zum Papa sein...“

Die drei Schwestern wirken wie eine Person in verschiedenen Entwicklungsstufen und Johanna steht nicht nur alterstechnisch genau in der Mitte. Sie hat die ambivalentesten Gefühle zu ihren Eltern: Die Liebe zu ihrer Mutter wird in Frage gestellt durch ihre Hilf- und Tatenlosigkeit, der Hass zu ihrem Vater hat sich noch nicht vollständig manifestiert. Wie ihre kleine Schwester hofft auch sie, dass die Dinge sich ändern werden.

Das relativ offene Ende zeigt uns zwar, dass es einen Ausweg aus einer solchen Situation geben kann, aber damit längst noch nicht alles in Ordnung ist. Die seelischen Narben bleiben und nur die Zeit wird zeigen, ob es für die Mädchen möglich sein wird ein normales Leben zu führen. Ein wichtiges Thema, das wirklich jeden Menschen etwas angeht, da häusliche Gewalt leider Alltag in unserer Gesellschaft ist und im Verborgenen weiter stattfindet.

Autor: Tarmo Pyysalo

Wenn Ihr den Film gerne sehen möchten bitte http://www.filmstarts.de/kritiken/204292/kinoprogramm/in-und-um-126274/, der Film wird derzeit nur in 5 Kinos Deutschlandweit gesendet..

 

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