Koalitionsvertrag: Menschenrechte verankert, Amnesty International wird Umsetzung kritisch begleiten

amnesty logoAmnesty International begrüßt, dass die künftige Regierung an zahlreichen Stellen Menschenrechte als Orientierung für ihre Innen- und Außenpolitik im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat. Gleichzeitig sieht die Menschenrechtsorganisation in anderen Bereichen Schärfungsbedarf und kündigt an, die Umsetzung der Versprechen konstruktiv aber kritisch zu begleiten.

BERLIN, 26.11.2021 – Amnesty International bewertet den am Mittwoch vorgelegten Koalitionsvertrag als Chance, die Einhaltung der Menschenrechte als handlungsleitenden Kompass in der deutschen Innen- und Außenpolitik zu stärken. Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, sagt: „Wir begrüßen die in vielen Bereichen wichtigen menschenrechtlichen Ziele, ob beim Schutz von Frauen und Mädchen, bei sexueller Selbstbestimmung, bei menschenrechtskonformer Digitalisierung, beim Flüchtlingsschutz oder einer konsequenteren Rüstungsexportkontrolle. Jetzt gilt es, die Umsetzung kritisch zu begleiten sowie in der Legislaturperiode beharrlich darauf hinzuwirken, dass Fehlendes, wie in der Afrikapolitik, ergänzt wird.“

Der Koalitionsvertrag bietet gute Ansatzpunkte, um die Menschenrechte im digitalen Zeitalter künftig besser zu schützen. Sehr positiv zu bewerten sind die geplante Überwachungsgesamtrechnung, die Eingrenzung des Einsatzes von Staatstrojanern, das Verbot von biometrischer Überwachung, Social Scorings und des Ankaufs von Sicherheitslücken sowie der Exportstopp von Überwachungssoftware an sogenannte „repressive Regime“. Stellenweise bleiben die Vorhaben aber hinter dem menschenrechtlich Notwendigen zurück oder es gibt Leerstellen, bei denen es darauf ankommen wird, ob und wie sie in den kommenden vier Jahren gefüllt werden.

Der in der Flüchtlingspolitik angedeutete Paradigmenwechsel ist überfällig, um den Flüchtlingsschutz und die Menschenrechte besser zu achten und zu schützen. Dass die Koalition auf Bundesebene ein humanitäres Aufnahmeprogramm für besonders gefährdete Afghan_innen auflegen will, begrüßt Amnesty International. Beeko sagt: „Der Koalitionsvertrag verspricht Hoffnung für Tausende gefährdete Afghan_innen, die nach der Machtübernahme der Taliban in deren Visier geraten sind und noch in Afghanistan oder der Nachbarregion in Gefahr sind. Ein unbürokratisches Ortskräfteverfahren, ein humanitäres Aufnahmeprogramm auf Bundesebene – all das sind konkrete Schritte, die exemplarisch zeigen können, wie eine neue Regierung auch international Verantwortung übernehmen kann.“ Endlich soll der Familiennachzug für subsidiär geschützte Menschen mit dem für anerkannte Flüchtlinge gleichgestellt und beschleunigt sowie der Nachzug minderjähriger Geschwister zu ihren Familien in Deutschland rechtlich verankert werden – eine Forderung, die Amnesty International schon lange stellt.

Amnesty begrüßt das geplante nationale Rüstungsexportgesetz. Beeko sagt: „Wenn richtig ausgestaltet, kann das Gesetz Rüstungsexporte hoffentlich künftig besser kontrollieren. Wichtig ist auch, dass die Koalition sich für die Ächtung autonomer tödlicher Waffensysteme einsetzen will. Die aktuelle Formulierung fällt jedoch irritierend schwach aus: Die Ampel muss sich für einen internationalen Verbotsvertrag einsetzen, der letale autonome Waffensysteme für den militärischen oder polizeilichen Einsatz und Grenzkontrollen verbietet. Es darf keine Waffensysteme ohne bedeutsame menschliche Kontrolle geben.“

Amnesty begrüßt das ausdrückliche Bekenntnis der Koalition zu einer menschenrechtsgeleiteten Außenpolitik. Das klare Bekenntnis zum Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, zu starken Monitoringmechanismen und die Stärkung des internationalen Strafrechts reflektiert das Bewusstsein für aktuelle Herausforderungen im internationalen Menschenrechtsschutz. „Es braucht eine Regierung, die Menschenrechte gegenüber anderen Staaten anspricht, und die bei Widerständen robust bleibt und nachsetzt, statt nachzugeben“, so Beeko. „Menschenrechtsverletzende Staaten müssen kontinuierlich und mit Nachdruck daran erinnert werden, dass sie in der Pflicht sind, Menschenrechte zu achten. Hier setzen wir Hoffnung und Erwartungen in die neue Bundesregierung.“

Als vollkommen unzureichend bewertet Amnesty International klare Prinzipien für die Kooperation mit afrikanischen Staaten – hier wäre der Verweis auf Menschenrechtsstandards als Grundlage für alle Kooperationen besonders wichtig, gerade vor dem Hintergrund höchst problematischer Migrationskooprationen. Für das im Koalitionsvertrag erwähnte militärisch-zivile Engagement in der Sahel-Region muss dies jedoch Voraussetzung sein. Kern der Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern muss die Unterstützung der Zivilgesellschaft durch die Bundesregierung sein. Beeko sagt: „In für Deutschland wichtigen afrikanischen Kooperationsländern wie Nigeria und Äthiopien wird der zivilgesellschaftliche politische Raum rapide immer weiter eingeschränkt. Die Bundesregierung ist gefordert, bei jeglichen Kooperationen mit afrikanischen Ländern zu prüfen, ob menschenrechtliche Risiken bestehen.“

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku

Parookaville-Headliner mit weiteren


3 PV24 Line Up so far 1zu1 v1 r2 2Vom 19. Juli bis 21. Juli 2024 öffnet PAROOKAVILLE seine Stadttore, um mit 225.000 Citizens zum
achten Mal »Wahnsinn, Liebe und pure Glückseligkeit« zu feiern. Wenige Monate vor Eröffnung
schließen die Veranstalter das Booking für die diesjährige E...


weiterlesen...

Weltkriegsbombe am Rheinufer in


stadt Koeln LogoZehn-Zentner-Bombe muss noch heute entschärft werden

Bei Baggerarbeiten im Rhein ist am heutigen Mittwochvormittag, 3. April 2024, im Bereich des Kennedy-Ufers in Köln-Deutz, ein Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Es hand...


weiterlesen...

ntelligentes Prüfsystem für technische


Bild CAISA TH KölnTH Köln optimiert Inspektion von transparenten Glasprodukten wie Linsen

Von Ofenfenstern über Messkolben bis zu Displays für Elektrogeräte: Technisches Glas wird aufgrund seiner Eigenschaften wie Hitze- und Chemikalienbeständigkeit in zahlreichen ...


weiterlesen...

03.05.- 30.06.24 Gruppenausstellung


Gruppenausstellung1Köln-Ehrenfeld. Unter dem Titel „Die Rückkehr der Lebendigkeit“ präsentieren die Künstler Claudia Cewille, Maryom und Christian Verspay mit NoëLLe, und Petra Mazet sowie Regina Nußbaum vom 3. Mai bis 30. Juni 2024 ihre Installation im Bürgerzentru...


weiterlesen...

Jetzt noch anmelden! Am Montag, 22.


05 Firmenlauf Koln Anmeldeschluss Larasch GmbHDie Anmeldung für den Firmenlauf Köln am 8. Mai neigt sich dem Ende zu. Begeben Sie sich mit tausenden anderen Läuferinnen und Läufern auf die 5 km lange Laufstrecke und feiern Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen den längsten Feierabend des Jah...


weiterlesen...

Jeck im Sunnesching för Pänz: Große


240408 JiS för Pänz v.i. Jochen Gasser   Nils Schreiber   Björn Lindert   Juri Rother   Martin Beccker   Thomas DeloyKöln, 8. April 2024 – Jetzt haben die Kids ihr eigenes Sommerfestival! Am 7. September 2024 findet die Premiere von Jeck im Sunnesching för Pänz statt und verspricht ein unvergessliches Erlebnis für Kinder und Familien.

Angesichts der großen Nachf...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.