Interview mit Jochen Seelhammer

jochen_seelhammerWas sind Deine Themen in der Fotografie?
Ich fotografiere selten Menschen, Tiere oder Pflanzen. Mein Hauptthema sind Gebäude, Architektur und Stilleben. Die Dinge, die mich reizen, sind möglichst klare Formen und sehr stark abstrahierte Details aus dem, was man sieht. Leblose Dinge haben den Vorteil, dass
man sie schön inszenieren kann. Grundsätzlich kommt es darauf an, eine gewisse Präsenz zu vermitteln. Gerade ein Stilleben im Studio kann über eine längere Zeit hinweg entstehen. Egal, ob das nun ein schlichtes freigestelltes Produktfoto ist oder ob es ein inszeniertes Bild ist, das arrangiert wird.

Du arbeitest sowohl mit den Mitteln der analogen als auch der digitalen Fotografie. Was ist in Deinen Augen der Hauptunterschied zwischen beiden und welchen Stellenwert haben diese Möglichkeiten für dich?
Die Arbeitsweise ist unterschiedlich. Bei der digitalen Fotografie ist man dazu geneigt, sich das Ergebnis sofort anzuschauen und zu optimieren. Daraus ergibt sich, dass die Nachbearbeitung wichtig ist, in der man viel mehr Möglichkeiten der Bildgestaltung hat. Der
überwiegende Anteil der Arbeit bei der analogen Fotografie besteht darin, sich vor dem Foto Überlegungen zu machen. Man braucht also, bevor man auslöst eine Vorstellung davon, was für ein Bild man haben möchte. Das arbeitet man dann in der Dunkelkammer auf. Es ist ganz unterschiedlich und alles hat seine Vor – und Nachteile. Für meine Begriffe macht es jedoch keinen Sinn, ein schönes Schwarz – Weißfoto digital zu produzieren, wenn man es genauso gut analog machen kann.

Du hast dich seit Kurzem selbstständig gemacht. Wie kam es zu diesem Entschluss?
Ich hatte durch meinen letzten Arbeitgeber die Möglichkeit, mit einem gewissen finanziellen Polster in die Selbständigkeit zu gehen.
Das war der ausschlaggebende Faktor für mich, diesen Schritt zu wagen: ich wusste, ich habe eine gewisse Zeit lang, finanzielle Ruhe. Eigentlich komme ich aus der Elektrotechnik. Ich habe 10 Jahre lang im Bereich der Hard – und Softwareentwicklung, im Bereich des Vertriebes gearbeitet und war sehr erfolgreich. Irgendwann habe ich aber in dieser Arbeit keine Erfüllung mehr gesehen.
Als Angestellter hat man Tage, an denen man ganz viel arbeitet und es gibt Tage, an denen man wenig arbeitet. Egal, was man macht, am Monatsende ist das Gehalt auf dem Konto. Ich wollte mich aus der Abhängigkeit herausbegeben und schauen, was passiert, wenn ich das nicht mehr habe. Das ist auch ein Selbsterfahrungstrip für mich, denn die Selbständigkeit als solche, ist für mich wichtig, um den Selbsterhalt auch mal selber an mir zu erfahren. Die Idee, selbständig zu fotografieren, ist schon sehr lange in meinem Kopf. Ich fotografiere, seit 25 Jahren. Ich war immer Autodidakt und habe sehr viel gelernt in der Zeit. Der Drang war immer stark zu sehen, ob jemand eines Tages sagt: „Du bist mein Fotograf und ich beauftrage dich jetzt!“


Wo liegt die Grenze für dich zwischen den Auftragsarbeiten, die du als Fotograf hast und deiner künstlerischen Arbeit ?
Die Grenze ist abhängig von dem, was fotografiert wird. Ob das nun eine Tüte Gummibärchen ist, die freigestellt fotografiert werden muss oder ein komplexes Designobjekt: die Form des Auftrages und die Form des Objektes, das zu fotografieren ist, entscheiden : ist es Handwerk oder ist es Kunst? Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf? Dies ist eine Frage, die schwer zu beantworten ist, da haben sich schon die Philosophen den Kopf darüber zerbrochen. Mir ging es beim Schritt in die Selbständigkeit u.a. auch darum, eine gewisse Energie und Leidenschaft in das hineinzulegen, was ich mache.
Wenn ich jetzt also eine Tüte Gummibärchen fotografieren würde, würde ich das mit möglichst viel Leidenschaft tun – d.h. ich würde versuchen, diese so zu fotografieren, wie sie bisher noch niemand gemacht hat. Ich möchte das dann nicht als Kunst bezeichnen,
sondern als kreativen Akt, den ich vollziehe. Wenn es dahin geht, dass ich eine eigene Idee umsetze, dann würde ich das als Kunst bezeichnen. Schlussendlich tragen alle Arbeiten meine Handschrift, ob das nun für einen Auftraggeber oder für mich selber ist.


Welche Motivation hast Du bei der Arbeit ?
Die Motivation, mich selbständig zu machen, differiert deutlich von der Motivation, die ich beim Fotografieren habe. Beim künstlerischen Arbeiten ist es der Schadensakt, am Ende des Tages sagen zu können: „Ich stehe hier, ich habe etwas produziert, es ist fertig und
haltbar.“ Es ist die Motivation, etwas Dauerhaftes zu produzieren und natürlich auch Menschen eine gewisse Freude zu bereiten.

Was wünschst Du Dir für Deine Zukunft ?
Ich wünsche mir eine gewisse Kontinuität in meiner Selbständigkeit und mehr Ruhe, um neben dem bezahlten Job, der Auftragsfotografie, meine Kunst zu verfeinern.

Weitere Informationen zu Jochen Seelhammer:

Genetic Codes

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