Interview mit Bernd Wachtmeister
Seine Bilder sind unweigerlich mit dem Menschen Bernd Wachtmeister verbunden. In einer Wechselwirkung lebt der Künstler seine Emotionen, Eindrücke und Gedanken in seinen farbenfrohen und phantastischen Bildern aus. So ist es nicht verwunderlich, dass sein direktes Lebens- und Arbeitsumfeld aufgeräumt und strukturiert erscheint.
Die unverkennbaren Figuren erzählen von Gefühlen, sowie philosophischen und psychologischen Erkenntnissen.
Schon früh entdeckte der Künstler seine Leidenschaft zum Zeichnen und verarbeitet diese am PC in farbenfrohen Figuren. Sie könnten Kult werden, denn die Arbeiten sind einzigartig, wie der Künstler selbst. Einfach Wachtmeister.
Unter dem Titel „Auf dem Weg“ präsentiert der Künstler, in der Zeit vom 06. März bis zum 10. April 2010, in der Galerie-Graf-Adolf, eine Auswahl seiner Werke.
Wir haben Bernd Wachtmeister getroffen und ihn zu seiner Arbeit befragt.
Hallo Bernd, dein Großvater hat dich an das Zeichnen herangeführt. Durch welche Umstände passierte dies?
Er war Konditormeister und hatte viel Zeit für uns Kinder übrig. Es gab immer einen Stift und ein Blatt Papier. So lehrte er mich, wie man beispielsweise eine Tulpe zeichnet. Da mein Großvater Zuckerbläser war, war er künstlerisch talentiert. Er hat den Grundstein für meine Freude am Zeichnen gelegt. Die Anerkennung, die ich dafür bekommen habe, hat mich weiterführend bestärkt.
Nach dem Abitur hattest du bereits einen Studienplatz für Grafikdesign in Köln, trotzdem hast du eine kaufmännische Lehre bei Karstadt begonnen. Warum?
Die ich nach zwei Monaten abgebrochen hatte. (lacht) Es war ein Versuch. Vielleicht habe ich diese Erfahrung gebraucht, um zu wissen, dass ich im kaufmännischen Bereich nicht sehr talentiert bin. Mein Vater hätte es natürlich lieber gesehen, wenn ich etwas Solides lerne und die Kunst nebenbei betrieben hätte. Ich kann das auch gut verstehen. Aber ich konnte dann diesen Lebensbereich getrost zur Seite legen und wusste, dass ich Design studieren will.
Ausgangspunkt deiner freien künstlerischen Arbeiten sind figürliche Zeichnungen. Wie entstehen sie und wie verwendest du sie weiter?
Manchmal steht eine Idee dahinter, meistens jedoch entstehen die Zeichnungen aus der Stimmung heraus. Ich sammle diese und suche mir dann eine heraus, die ich digital bearbeite.
Hebst du alle Skizzen auf?
Ja, ich schmeiße Zeichnungen nicht direkt weg. Ich versuche auch aus einer Skizze, die mir nicht gefällt, etwas zu machen. Das setzt einen Prozess in Gang. Ich bin der Auffassung, über den Prozess entsteht das Gute.
Deine Bilder bestechen durch klare, farbintensive Formen. Wie schaffst du das?
Ich benutze für meine Arbeit ein Grafikprogramm, welches mit Vektoren arbeitet. Das Programm ist sehr komplex und ich kenne mich mittlerweile sehr gut aus. Die Bilder entstehen nicht durch Pixel, sondern durch Linien (Vektoren). Daher können die Farben so klar und intensiv dargestellt werden.
Es ist mutig, dass du viele verschiedene Farben nebeneinander stellst, das traut sich nicht jeder.
Ich glaube der Farbkreis ist in meinen Genen verankert. (lacht) Bevor ich mich durch mein Grafikdesignstudium mit der Farbenlehre beschäftigte, habe ich das bereits gut und richtig in meinen damaligen Zeichnungen angewandt. Durch die theoretische Lehre habe ich nur bewiesen bekommen, was mir sowieso bewusst war. Das ist wohl einfach Talent. So denke ich nicht darüber nach, ob die Farben passen, ich benutze sie einfach.
Die Vielfarbigkeit und die phantasievollen Figuren deiner Bilder rufen eine starke Wirkung in dem Betrachter hervor. Inwieweit stimmt dies mit dem von dir gemeinten überein?
Es ist nicht möglich, dass der Betrachter immer das versteht, was ich meine. Ich finde das auch gar nicht schlimm. Ich finde es manchmal sehr interessant, wenn Menschen Dinge sehen, die ich gar nicht bemerkt habe. Dann weiß ich, sie haben sich mit dem Werk beschäftigt und das ist einfach super.
Was möchtest du mit dem fertigen Werk beim Betrachter erreichen?
Ich möchte dass ein Bild am Ende eine Aussage für interessierte Menschen hat. Die positive Optik steht dabei trotzdem im Vordergrund. Es ist also ein Wechselspiel. So schaltet sich der Verstand ein und sagt mir, dass ich diese oder jene Farbe nicht wählen kann, auch wenn mein Gefühl diese gewählt hätte.
Welche Reaktionen erfährst du?
Meine Bilder vermitteln Lebensfrohsinn, Lebensfreude, und bereiten vielen Menschen eine gute Stimmung. Ich weiß nicht warum es so ist, es liegt sicher an den Farben. Das machen nicht so viele Künstler. Es ist wie bei Musik. Meine Bilder sollen schön anzuschauen sein. Denn ein schönes Lied, mit einer Melodie, die mir gefällt, höre ich mir öfter an und somit beschäftige ich mich damit auch intensiver.
Du arbeitest täglich mehr als zwölf Stunden am Rechner. Bist du perfektionistisch?
Ich denke schon. Ich höre immer erst auf, wenn ich zufrieden bin. Das heißt, das Bild muss mir so gefallen, dass ich es mir selbst auch an die Wand hängen würde. Ich feile viel an meinen Bildern herum. Je länger ich arbeite und je mehr Bilder ich mache, umso kritischer werde ich.
Dein Hauptthema sind menschliche Gefühle. Vor allem Liebe ist ein großer Bestandteil. Was inspiriert dich dazu deine Arbeit zu machen?
Meist sind es menschliche Begegnungen, die in mir Gefühle auslösen. Vor allem Krisensituationen, aber auch Glücksmomente fließen in meine Bilder. Zudem beschäftige ich mich mit philosophischen Ansätzen, welche mich immer wieder zu neuen Arbeiten anregen. Ich sammle die Eindrücke in mir. Sie sind abrufbar und kommen direkt in meinen Bildern zum Vorschein.
Also verarbeitest du Begegnungen in deinen Werken?
Ja, in meiner Arbeit steckt viel Leidenschaft. Das heißt, hier sind die Worte Leiden und Schaffen enthalten. Ein Freund hat das einmal so formuliert: „Es ist schon erstrebenswert mehr zu schaffen, als zu leiden.“ Wenn ich das erreiche, dann ist das schon gut für mich.
Wählst du direkte Motive aus?
Ab und zu habe ich Vorgaben, aber das passiert eher selten. Es sind freie Arbeiten, daher auch keine Illustrationen. Ich nehme den Zufall bewusst an. So habe ich ein Thema im Hinterkopf und zeichne und gestalte dann aus dem Bauch heraus. Das heißt ein Zufallsbild wird es bei mir nicht geben, doch es sind Gefühle und Eindrücke, die ich darstelle.
Die Ausstellung in der Galerie-Graf-Adolf steht unter dem Titel: „Auf dem Weg“. Dies ist bezeichnend für deine abwechslungsreichen Darstellungen, die trotzdem unverkennbar als Wachtmeister zu erkennen sind. Was steckt dahinter?
Mir ist es wichtig, dass es eine bestimmte Bandbreite von Bildern gibt und man nicht so begrenzt ist auf einen besonderen Stil. Wenn es immer eine Figur gäbe, dann wäre mir das zu langweilig. So reicht die Palette meiner Arbeiten über Figuren, Plakatives oder komplexe Darstellungen, wie die neueren Arbeiten, die mehrere Elemente beinhalten. So muss man genauer hinschauen und Beziehungen herstellen.
Wie kommen diese Veränderungen in deiner Kunst zu Stande?
Ich denke als Künstler ist es gegeben, dass man sich weiterentwickelt. Wie ich anfangs sagte, entsteht das Gute in einem Prozess. Also nehme ich Ideen und Arbeiten auf und schaue, was ich Neues daraus machen kann. Ich entwickele es weiter, wenn ich mich weiter entwickle. Da ist noch kein Endpunkt erreicht.
Das ist schön. Deine eigene Handschrift hast du trotz Veränderung behalten. Möchtest du deinen Stil weiter führen?
Ja natürlich. Wiedererkennung ist wichtig. Es ist der Ausdruck meiner Gefühle.
Du bist Designer und künstlerisch freischaffend tätig. Wirst du dich irgendwann entscheiden?
Einerseits wäre es schön von meiner freien künstlerischen Arbeit leben zu können. Andererseits frage ich mich, wie viel Zeit ich noch bei meiner Arbeit, die ich am liebsten mache, verbringen kann? Ich müsste mich ständig um Präsentationen und Ausstellungen kümmern, um Bilder zu verkaufen.
Du möchtest gern tausend Bilder schaffen. Wie sieht die Zwischenbilanz denn momentan aus?
In den zehn Jahren meines Schaffens, habe ich etwa die Hälfte kreiert. Momentan sind meine Arbeiten sehr zeitintensiv, da es sich oft um detailreiche Arbeiten handelt. Das ist auch kein festes Ziel. Aber ich würde es gern erreichen.
Du arbeitest am Rechner und hast keine Bilder im klassischen Sinn. Wie können die Werke erworben werden?
Ja es sind Daten. Die Originale verkaufe ich nicht. Alles andere ist zu vervielfältigen. In welcher Dimension das ist, das ist individuell abhängig. Natürlich ist die Veröffentlichung im Internet immer ein Problem. Wenn Anfragen kommen, dann bin ich gern bereit mein Bild zur Verfügung zu stellen. Wenn sie damit Geld verdienen wollen, dann ist das etwas anderes. Ausgedruckt können die Werke in Postkartengröße und anderen Größen genutzt werden. Es gibt von einigen Arbeiten auch mehrere Versionen. Im Allgemeinen werden die Bilder auf Bannermaterial gedruckt und auf einen Rahmen aufgezogen.
Welche Werke präsentierst du in der Galerie-Graf-Adolf?
Es sind zum Großteil neuere Arbeiten, die, wie gesagt, detailreich in ihren Formen sind. Aber auch einzelne Figuren. Durch die unterschiedlichen Räume ist es möglich verschiedene Arbeiten auszustellen. Es ist ein Zwischenstopp nach zehn Jahren Vektorkunst.
Wir freuen uns darauf und Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Ilka Baum & Dorothea Weisel