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Pestizideinsatz in der Landwirtschaft: Umweltinstitut München startet Petition für mehr Transparenz

umweltMünchen, 17. Februar 2022. Welche und wie viele Pestizide in Deutschland in die Umwelt gelangen, weiß niemand genau. Dabei sind diese Daten eine wichtige Informationsquelle für Bürger:innen, Wissenschaft und Politik. Das Umweltinstitut startet nun eine Petition an die Bundesregierung und fordert, Daten über Pestizideinsätze offen zugänglich zu machen.

Wenn Landwirt:innen Pestizide einsetzen, müssen sie laut Gesetz genau Protokoll darüber führen, welche Mittel sie wann und in welcher Menge auf welchem Acker ausbringen. Diese Aufzeichnungen werden bisher höchstens stichprobenartig kontrolliert, aber nicht zentral erfasst, ausgewertet und öffentlich gemacht. Nach drei Jahren dürfen die Unterlagen vernichtet werden. Lediglich Informationen über die jährlichen Verkaufszahlen von Pestizidwirkstoffen werden in der EU veröffentlicht. Was tatsächlich auf dem Acker landet, erfährt in der Regel niemand.

„Menschen, die in der Nähe landwirtschaftlicher Flächen wohnen, haben das Recht zu wissen, welchen Pestizidwirkstoffen sie ausgesetzt sind“, sagt Vera Baumert, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut. „Und auch der Politik sollte daran liegen, dass Pestizideinsätze zentral erfasst und ausgewertet werden. Denn ohne den Status Quo zu kennen, bleibt das Ziel der EU, Pestizide bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren, zwangsläufig eine leere Versprechung.

Wissenschaftler wie der Insektenforscher Thomas Hörren fordern ebenfalls Zugriff auf die Daten: „Weder Menschen in der Wissenschaft noch in Naturschutzbehörden erhalten aktuell Daten zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Flächenmäßig betrachtet ist das eine der größten Datenintransparenzen unserer Zeit. Die Forschung hat bereits deutlich aufgezeigt, dass Pestizide die biologische Vielfalt beeinflussen können. In welchem Ausmaß, kann man vor allem aufgrund dieser Intransparenz bis heute nicht bewerten“.

Die Ampel-Regierung hatte im Koalitionsvertrag bereits ein „digitales Herkunfts- und Identifikationssystem Nährstoff- und Pflanzenschutz“ angekündigt. „Diese Formulierung ist schwammig und lässt viel Interpretationsspielraum“, so Baumert. Mit der Petition fordert das Umweltinstitut Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, ein System auf den Weg zu bringen, mit dem die Aufzeichnungen der Landwirt:innen über ihre Pestizideinsätze zentral erfasst und anschließend veröffentlicht werden. „Unsere Vision ist eine digitale, schlaggenaue und öffentlich zugängliche Datenbank, aus der sich direkte Erkenntnisse über die tatsächliche Pestizidausbringung in Deutschland gewinnen lassen – für Wissenschaftler:innen aber auch für alle anderen Bürger:innen”, fasst Vera Baumert die Forderung zusammen.

Link zur Petition:: https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/her-mit-den-Daten-Pestizideinsaetze-offenlegen

Quelle: www.umweltinstitut.org